Der Coup by Philip Kerr

Der Coup by Philip Kerr

Autor:Philip Kerr [Kerr, Philip]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
ISBN: 9783644211414
Herausgeber: rororo
veröffentlicht: 2013-11-29T05:00:00+00:00


6. MONTAG

In ihrer Streichholzschachtel von Suite in der Lodge verbrachte Dolores Milliano eine unruhige Nacht – wegen Acacio, der auf dem Sofa schnarchte, wegen des Lärms der Hubschrauber, die immer wieder über Cloudcroft hinwegdonnerten, und wegen der Spannung, was der kommende Tag bringen würde.

Um halb fünf, als bereits das erste Morgenlicht durch die viel zu dünnen und, wie Milliano fand, scheußlich gemusterten Vorhänge drang, wälzte sie sich aus dem Bett und ging in den Spucknapf von Bad, wo sie duschte und dann in den ebenfalls viel zu dünnen Hotelbademantel schlüpfte.

Noch immer in seinen Boxershorts, aber jetzt, wo er wach war, weit weniger aufdringlich, stand Acacio schon mit Kamm und Spray bereit wie die Statue eines ägyptischen Pharaos, der die Zwillingssymbole seiner Macht umklammert. Er hatte einen Stuhl vor den Fernseher gerückt, der bereits, wenn auch flimmerig, auf KOBTV eingestellt war.

»Wenn das hier eine Suite ist, möchte ich nicht wissen, wie die verflixten Zimmer sind«, erklärte er. »Es gibt nicht mal eine Mini-Bar. Können Sie sich so was vorstellen? Eine Suite ohne Mini-Bar? Das ist wie ein Lokus ohne Klopapier. Laut Zimmeraushang machen sie das, um einen zu ermuntern, in die Bar zu gehen und Bekanntschaften zu schließen.«

»Ich hätte gedacht, das würde Sie reizen«, bemerkte Milliano, während sie sich in den Stuhl setzte, der sich ächzend drehte. »Ich meine gestern Abend dort mindestens zwei Männer mit Cowboyhüten gesehen zu haben. Es wirkte, als müsste jemand wie Sie sich dort sofort zu Hause fühlen.«

»Sitzen Sie still, und sagen Sie mir, welchen Sender Sie wollen.«

»Der Sender ist okay, aber der Ton ist ein bisschen dürftig.«

»Das gilt auch für Ihr Haar.« Acacio beugte sich über ihren Kopf hinweg und drückte eine Taste an dem Fernseher von den Dimensionen einer Packung Cornflakes. »Wenn das nur auch so einfach wäre.«

Maria Montoya erschien auf der gestreiften Mattscheibe, und ihr müdes Osmond-Gesicht bemühte sich, die Sorte Ernst zur Schau zu tragen, die eine so wichtige Story verlangte. Es war, dachte Milliano, als sollte Britney Spears die Mimi in La Boheme singen.

»Es sind jetzt nur noch drei Stunden, bis die von den Terroristen gesetzte Frist abläuft«, berichtete Montoya atemlos.

»Wer zum Teufel sagt denn, dass es Terroristen sind?«, brummelte Milliano.

»Es ist ungewiss, ob sie Bob Clarenco, den Security-Tycoon, hinzurichten gedenken oder eine der anderen Geiseln. Doch seit Beginn des Geiseldramas ist Mr. Clarenco, an einen Stuhl gefesselt, auf der Website der Terroristen zu sehen. Polizei­beamte bestätigten, dass ihm derzeit ihre größte Sorge gilt. Vor etwa einer Stunde wurde die Webcam für circa dreißig Minuten abgeschaltet, und man dachte schon, dass womöglich eine der anderen Geiseln Mr. Clarencos Platz einnehmen würde. Doch jetzt ist die Webcam wieder an, und Mr. Clarenco trägt nunmehr, was ein schlechtes Zeichen sein könnte, eine schwarze Augenbinde.

Inzwischen hat der Gouverneur von New Mexico, Ted Nixon, das Kriegsrecht über das Dörfchen Cloudcroft verhängt. Und im Lauf der Nacht sind über zweihundert Mann der State Police sowie Panzer und gepanzerte Mannschaftswagen eingetroffen. Noch ist die State Police von New Mexico hier zuständig, aber es besteht der starke Verdacht,



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